Kaiserzeit (30 v.Chr.-284 n.Chr.)

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aventinus antiqua Nr. 17 [27.10.2011] 

 

Johannes Kuber 

Staatliche Wirtschaftspolitik im alten Rom? Untersuchung einer „Jahrhundert-Debatte“ 

 

1. Einleitung

Die antike Wirtschaftsgeschichte zu untersuchen ist eine heikle Angelegenheit. Das Feld wird seit mehr als 100 Jahren von zwei so entgegengesetzten und lange Zeit auch unversöhnlichen Positionen beherrscht, dass eine neutrale Auseinandersetzung mit dem Thema nahezu unmöglich erscheint. [1] Gegenüber stehen sich in der Debatte die sogenannten „Modernisten“, die die antike Wirtschaft in direkten Vergleich zur modernen Industrieproduktion setzen, und die „(Neo-)Primitivisten“, die, wie ihr Name schon verrät, auf dem wenig entwickelten Charakter der griechischen und römischen Ökonomie beharren. Sie begründen das vermutete niedrige Niveau technischen und wirtschaftlichen Fortschritts mit der (im Vergleich zur Landwirtschaft) angenommenen geringen Bedeutung von Handwerk und Handel und der daraus resultierenden gesellschaftlichen Verachtung dieser Wirtschaftsbereiche. [2]

Die skizzierte Uneinigkeit rührt vor allem aus einer relativ dünnen Quellenlage her. Zwar sind uns eine Vielzahl von Inschriften, Verträgen, Rechnungen und auch zahlreiche Überreste, etwa von Werkstätten, handwerklichen Produkten oder Transportgefäßen, überliefert, aus denen sich Schlüsse über das Funktionieren der antiken Wirtschaft ziehen lassen. [3] Literarische Texte über die Wirtschaft und ihre Rolle im altertümlichen Leben und Denken finden sich jedoch äußerst selten, da sich die wenigsten antiken Autoren mit ökonomischen Fragen beschäftigten. [4] Auch über die hier zu behandelnde Beziehung zwischen Staat und Wirtschaft sowie über die ökonomischen Überlegungen antiker Herrscher wissen wir aufgrund mangelnder Quellen wenig Bescheid. [5] Mittlerweile finden aber immer mehr erhaltene Inschriften, Münzen und vor allem Papyri neue Verwertung in der Forschung und verhelfen uns zu neuen Erkenntnissen. [6]

Aufgrund des begrenzten Umfangs der Fragestellung und der Unmöglichkeit, die Wirtschaft der Antike als einheitliches Ganzes zu betrachten, [7] wird die Arbeit exemplarisch vorgehen und sich auf die Epoche der römischen Kaiserzeit vom ersten bis zum dritten Jahrhundert unserer Zeitrechnung beschränken. Dabei konzentriert sie sich auf die Frage nach einer staatlichen Wirtschaftspolitik, weil an diesem Punkt die Debatte besonders gut nachvollzogen werden kann.

Immer wieder kann man in der wissenschaftlichen Literatur Statements wie folgendes lesen: „Wirtschaftspolitik im modernen Sinn haben weder die Kaiser noch andere antike Machthaber betrieben.“ [8] Dann stellt sich jedoch die Frage: Was verstehen wir überhaupt unter staatlicher Wirtschaftspolitik? [9] Sieht man davon ab, dass auch die Definition des Begriffs „Staat“ für das Altertum höchst problematisch ist, [10] so kann man sich dabei etwa an folgende moderne Definition halten:

Praktische [Wirtschaftspolitik] wird in den Lehrbüchern als eine Gesamtheit von Maßnahmen angesehen, um den Ablauf des Wirtschaftsgeschehens zu ordnen, zu beeinflußen oder unmittelbar festzulegen […]. [11]

Ausgehend von dieser Begriffsbestimmung wird im Folgenden versucht zu erörtern, ob es in der Antike von Seiten des Staates Versuche gab, in das ökonomische System einzugreifen und ob diese Versuche ausreichen, um von einer bewusst betriebenen Wirtschaftspolitik sprechen zu können. Gerade in letzter Zeit haben neue Forschungsansätze zu diesem Thema [12] frischen Wind in die Diskussion gebracht.

Nach einem knappen Überblick über die wissenschaftliche Auseinandersetzung zwischen Primitivisten und Modernisten wird die Abhandlung zuerst auf langfristig angelegte wirtschaftliche Aktivitäten des Staates zu sprechen kommen, um im Anschluss Beispiele für gezielte Eingriffe näher zu untersuchen und zu erörtern, ob und inwiefern beide Bereiche auf eine staatliche Wirtschaftspolitik schließen lassen. 

2. Staatliche Wirtschaftspolitik im alten Rom?

2.1 Darstellung der „Jahrhundert-Debatte“

Die Diskussion um den Charakter der antiken Wirtschaft hat ihren Ursprung in der einflussreichen „Bücher-Meyer-Kontroverse“ des ausgehenden 19. Jahrhunderts. Während Karl Bücher von einer graduellen Entwicklung der Wirtschaft ausging – von der primitiven geschlossenen Hauswirtschaft der Antike, die fast gänzlich ohne Handel und Produktion für den Markt auskam, über die Stadtwirtschaft des Mittelalters zur Volkswirtschaft der Neuzeit [13] – betonte Eduard Meyer, der Begründer der modernistischen Sicht, gerade die Bedeutung von Handel und Handwerk im Altertum. [14] Er verglich die altgriechische Wirtschaft mit der europäischen des 14. bis 16. Jahrhunderts [15] und sprach sogar von der „Industrialisierung der griechischen Welt“ [16].

In der Folge entbrannte eine heftige Diskussion zwischen beiden Lagern. Unterstützer Büchers wie Max Weber unterstrichen etwa den parasitären Charakter der antiken „Konsumentenstädte“ (im Gegensatz zu den mittelalterlichen „Produzentenstädten“) [17] sowie das geringe gesellschaftliche Ansehen von Händlern und Handwerkern. [18] Die meisten Althistoriker schlugen sich jedoch auf die Seite Meyers und suchten Parallelen zwischen Antike und Moderne. [19] Der einflussreichste Modernist war wohl Michael I. Rostovtzeff. In seinem selbst von Kritikern als „bahnbrechend[…]“ [20] gewürdigten Werk „The Social and Economic History of the Roman Empire [21] analysierte er die Antike unter marktwirtschaftlichen Gesichtspunkten und sprach dabei Gewerbe und Warenaustausch eine bedeutende Rolle zu. [22] Rostovtzeffs Neigung zur Modernisierung zeigt sich unter anderem in seinen Vorstellungen von (wenn auch begrenzter) „capitalistic mass-production“ [23], „factory work [24] und einem „process of industrialization [25] in der antiken Welt. [26]

Mit der „Cambridger Schule“ erlangte schließlich in der zweiten Hälfte des letzten Jahrhunderts wieder eine Bewegung an Einfluss, die sich dem Primitivismus verschrieb. [27] A. H. M. Jones griff in seinem bedeutenden Werk „The Later Roman Empire“ [28] die These von der geringen Bedeutung von Industrie und Handel gegenüber der Agrarwirtschaft wieder auf. Hauptgrund dafür sei der hohe Preis und die Ineffizienz des Landtransports gewesen, weswegen größtenteils für den lokalen Markt produziert worden sei. [29] Später vertieften Moses I. Finley und seine Anhänger diese Überlegungen. Indem sie die „Bestimmung der antiken Wirtschaft durch soziale und politische Gegebenheiten“ [30] voraussetzten – etwa eine Mentalität der Oberschichten, die Reichtum angeblich nur als ehrenhaft betrachtete, wenn er in der Landwirtschaft erworben worden war – begründeten sie die unterentwickelte Stellung des Handels. Diese Einstellung sei auch der Grund dafür, dass es keinen nennenswerten ökonomischen Fortschritt gegeben habe. [31] Überhaupt hätten die Menschen der Antike gar keine Vorstellung gehabt von Wirtschaft als einer selbständigen, abstrakten Größe:

[…] they in fact lacked the concept of an ‚economy‘ […]. Of course they farmed, traded, manufactured, mined, taxed, coined, deposited and loaned money, made profits or failed in their enterprises. And they discussed these activities in their talk and their writing. What they did not do, however, was to combine these particular activities conceptually into a unit […]. [32]

In letzter Zeit vertritt die Forschung erfreulicherweise eine immer differenziertere Haltung. Es wird mittlerweile weitgehend anerkannt, dass die Wirtschaft im Altertum keineswegs immer primitiv war, ohne sie jedoch sofort in anachronistischer Weise auf eine Stufe mit der modernen Volkswirtschaft zu stellen. [33] Gleichzeitig kommt man langsam davon ab, die Antike als einen statischen Zeitraum ohne wesentliche interne Veränderungen zu betrachten und konzentriert sich daher auf die Untersuchung bestimmter Zeitabschnitte. [34] Trotz dieser Entwicklungen wird in der Forschung weiterhin überwiegend die Meinung vertreten, eine staatliche Wirtschaftspolitik habe es im alten Rom nicht gegeben, höchstens „provisorische Maßnahmen auf jenen Gebieten, die unmittelbar der Befriedigung materieller Bedürfnisse oder der Aufrechterhaltung der politischen Ordnung dienten“ [35]. Im Folgenden ist daher zu erörtern, ob der Staat in der Kaiserzeit tatsächlich nur in vereinzelten Krisensituationen und ohne ökonomische Motivation ins Handels- und Produktionsgeschehen eingriff.

2.2 Der römische Staat und die Wirtschaft

2.2.1 Langfristige staatliche Maßnahmen

Die meisten langfristigen wirtschaftlichen Maßnahmen des römischen Staates fielen in den Bereich des unbedingt Notwendigen. Dazu gehörte etwa die Münzprägung, die seit Augustus kaiserliches Privileg war und daher vor allem in Rom stattfand. [36] Augustus war es auch, der eine einheitliche Währung für das gesamte Reichsgebiet schuf. Der Staat regelte das Gewicht und den Feingehalt der Münzen und förderte den Geldumlauf, stellte also quasi die Rahmenbedingungen für das wirtschaftliche Geschehen, griff ansonsten aber selten in das Währungssystem ein. Erst am Ende des 3. Jahrhunderts musste er eine neue Währung schaffen, nachdem das alte Münzsystem kollabiert war.

Dass die principes ein enormes Interesse am reibungslosen Wirtschaftsablauf hatten, beweist ihr Bemühen, die Münzprägung sicherzustellen. Seit Tiberius verstaatlichten die Kaiser deshalb ertragreiche Bergwerke in den Provinzen [37] – mitunter auch mit Hilfe recht zweifelhafter Methoden, wie folgende Quelle beweist:

Nach ihnen wurde Sex. Marius, der reichste Mann Spaniens, wegen Blutschande mit seiner Tochter angezeigt und vom tarpejischen Felsen hinabgestürzt; und damit niemand Zweifel hege, daß ihm sein großer Reichtum zum Unheil ausgeschlagen sei, behielt Tiberius seine Gold- und Silberminen, obwohl sie von der Staatskasse eingezogen werden sollten, für sich persönlich. [38]

Natürlich trieb der römische Staat auch Steuern und Zölle ein. [39] Dies geschah jedoch weniger aus ökonomischen denn aus finanziellen Gründen. [40] Durch die Vergabe von Privilegien und Zollbefreiungen bot sich dem Staat aber die Möglichkeit, den Handel gezielt zu fördern. [41]

Auch die systematische Versorgung des Heeres mit Verpflegung und Kleidung, die gewaltige Ausmaße erreichte – so fanden etwa jährlich eine Million Tonnen Weizen ihren Weg zu den Legionen – wurde aus purer Notwendigkeit betrieben. [42]

Bei der Versorgung Roms wurden die wahrscheinlich umfassendsten Eingriffe in den Markt vorgenommen. [43] Die urbs konsumierte mehr, als ganz Mittelitalien produzieren konnte [44] und musste daher – als Zentrum des Imperiums – mit Getreide versorgt werden. Das hatte auch politische Gründe: Missstände auf dem Lebensmittelmarkt konnten für die Herrscher durchaus gefährlich werden, wie Tacitus zeigt. Er berichtet von einer durch Getreidemangel ausgelösten Hungersnot:

Und nicht nur im geheimen klagte man darüber; als vielmehr Claudius Recht sprach, umringten sie ihn mit erregtem Geschrei, trieben ihn in die äußerste Ecke des Forums und setzten ihm mit Gewalt zu, bis er mit einer Schar Soldaten die erbitterte Menge durchbrach. [45]

Etwa 200.000 Privilegierte, die sogenannte plebs frumentaria [46], erhielten kostenlose Getreiderationen. Das entsprach ca. 4.500 Schiffsladungen, die jährlich in Rom ankamen. [47] Im Laufe des Prinzipats kamen auch noch Olivenöl, Schweinefleisch, Wein und schließlich fertig gebackenes Brot hinzu. [48] Um diese enorme Aufgabe zu erfüllen, griff der Staat massiv in die Wirtschaft ein. Augustus machte die cura annonae zum kaiserlichen Amt. [49] Ein umfangreicher, dem praefectus annonae [50] unterstellter Verwaltungsapparat kümmerte sich um „die Kontrolle und die Organisation der Beschaffung, des Transports, der Lagerung und der Weiterverarbeitung der Nahrungsmittel“ [51]. Das Getreide stammte dabei überwiegend aus nordafrikanischen und ägyptischen Naturalsteuern und Pachterträgen oder wurde teilweise auch gekauft. [52]

Um die Versorgung der Hauptstadt sicherzustellen, ließen die Kaiser wichtige Häfen wie Ostia und Puteoli ausbauen. [53] Zudem erweiterten sie gerade im 2. und 3. Jahrhundert die annona-Verwaltung und versuchten, für die cura wichtige Berufszweige wie Bäcker und vor allem Reeder immer stärker an die Verwaltung zu binden. [54] Dies geschah über den Kontakt mit den collegia [55] und vor allem über Verträge, in denen den Schiffseignern in Verbindung mit gewissen Pflichten verschiedene Privilegien eingeräumt wurden. [56] Der Biograph Sueton berichtet etwa von Claudius, der, nachdem er wie schon erwähnt den Unmut des Volkes am eigenen Leib hatte erfahren müssen,

auf Mittel und Wege [sann], auch für die Dauer des Winters Lebensmittel in die Stadt zu schaffen. Denn er stellte auch den Kaufleuten lukrativen Gewinn in Aussicht, da garantiert war, daß er für den Verlust aufkam, sollten einem die Stürme übel mitgespielt haben, und denjenigen, die Schiffe für den Handel bauen ließen, stellte er große Privilegien entsprechend der Rechtsstellung eines jeden in Aussicht […]. [57]

Doch auch zum Mittel des Zwangs griff die Obrigkeit. Nach einem Bäckerstreik verbat ein Prokonsul Ende des 2. Jahrhunderts, 

daß die Bäcker sich weder zu einer Versammlung treffen noch in trotzigem Verhalten hervortun, daß sie vielmehr auf jede Weise den Verordnungen, die für das Allgemeinwohl erlassen wurden, Folge leisten und der Forderung nachkommen, in ausreichendem Maß für die Stadt Brot herzustellen. [58]

Die Kompetenzen der Verwaltung waren weitreichend. Letztendlich unterstanden sogar die Hafen- und Lagerarbeiter, Bäcker und andere für die Lebensmittelversorgung bedeutende Berufsstände dem Befehl des praefectus annonae. [59]

Wenn diesen Maßnahmen wohl auch politische Motive wie die Ruhigstellung des Volkes zu Grunde lagen, so spricht das gewaltige Ausmaß, das die Versorgung Roms und ihre hoch-bürokratische Organisation erreichte, doch für eine langfristig angelegte Wirtschaftspolitik. Gestützt wird diese These auch von jüngeren Forschungen, die auf eine staatlich gelenkte Produktion und Verschiffung von Olivenöl schließen lassen. [60]

Bleibt nur noch festzustellen, dass nicht nur die Hauptstadt mit Lebensmitteln versorgt wurde. Aus dem ägyptischen Ort Oxyrhynchos sind uns beispielsweise Archivdokumente erhalten, die die monatliche Ausgabe von 120 Tonnen Getreide belegen und den bürokratischen Aufwand des Versorgungssystems erkennen lassen. [61]

Ähnliche Anstrengungen betrieb Rom beim Ausbau der Infrastruktur. Von primitivistischer Seite ist oft behauptet worden, dem Straßenbau wären keine ökonomischen Überlegungen zu Grunde gelegen. [62] Dagegen spricht jedoch einiges. Primär mögen die Straßen aus politischen und militärischen Gründen errichtet worden sein; es darf jedoch nicht übersehen werden, welch riesige Summen der römische Staat in ihren (Aus-)Bau und in ihre Instandhaltung investierte, [63] selbst in Gebirgs- und Wüstengegenden. [64] Die enormen Vorteile, die dem Handel aus der weitgehenden Vernetzung entstanden, [65] waren sicherlich mehr als nur ein angenehmer Nebeneffekt. Sie wurden von Anfang an mit einkalkuliert, denn die principes wussten genau, wie wichtig das Funktionieren der Wirtschaft für ihre Herrschaft war. [66] Eindeutig wirtschaftspolitisch motiviert war auch der Bau vieler Kanäle. [67] So berichtet etwa Tacitus:

Vetus [Heerführer in Germanien, J.K.] traf Anstalten, Mosel und Saône durch einen Kanal miteinander zu verbinden; […] unter Beseitigung der Schwierigkeiten des Landwegs sollten die Küsten des West- und des Nordmeeres auf dem Schiffswege miteinander verbunden werden. [68]

Um den Handel zu Wasser und zu Lande zu fördern, wurden von staatlicher Seite auch Leuchttürme errichtet, Versorgungsstationen entlang von Handelsrouten angelegt und Piraten und Räuber militärisch bekämpft. [69] Ulrich Fellmeth fragt meiner Ansicht nach ganz zu Recht: Wenn die Kaiser all dies zur Förderung der Wirtschaft unternahmen, warum sollte dann nicht auch der Straßenbau ökonomische Gründe gehabt haben? [70]

2.2.2 Gezielte Eingriffe

Über diese langfristig geplanten Maßnahmen hinaus schalteten sich die Kaiser auch je nach Bedarf gezielt ins Wirtschaftsgeschehen ein. Schon in der Republik hatte der Staat Subventionen an Neusiedler vergeben, [71] Händler von Zöllen befreit und zu ihrem Schutz sogar zu militärischen Mitteln gegriffen. [72] Und auch die Kaiser griffen der krisengebeutelten Wirtschaft oft unter die Arme. So erließ Hadrian in einer spektakulären Aktion allen römischen Bürgern die Schulden der letzten 16 Jahre (in Gesamthöhe von 980 Mio. Sesterzen) [73], und Tiberius

stellte [wegen einer Geldknappheit, J.K.] über die öffentlichen Banken 100 Millionen Sesterzen zur Verfügung und schuf damit die Möglichkeit für zinslose Darlehen auf drei Jahre, wenn der Schuldner dem Volksvermögen mit seinen Grundstücken in doppelter Höhe Sicherheit leistete. [74]

Auch bei Naturkatastrophen und Missernten griffen die Kaiser ein: Für letzteren Fall etwa wurden ägyptischen Bauern Vergünstigungen gewährt; [75] und Cassius Dio weiß von einem Großbrand in Rom zu berichten: „To the sufferers from the […] disaster Tiberius contributed a hundred million sesterces. [76]

Für unsere Untersuchung noch interessanter ist jedoch die Tatsache, dass staatliche Interventionen eben nicht nur in absoluten Zeiten der Krise vorkamen. Ein Beispiel sind Domitians Weinedikte. Sueton berichtet darüber: 

Als man einmal einen gewaltigen Überfluß an Wein, aber Mangel an Getreide hatte, glaubte er [Domitian, J.K.], man habe sich zu wenig um das Ackerland gekümmert, weil das Interesse allzusehr dem Weinanbau gegolten habe. Und so ordnete er an, daß niemand in Italien neue Weinstöcke pflanzen dürfe und in den Provinzen Weinpflanzungen vernichtet werden sollten, wobei dort höchstens die Hälfte weiterbestehen dürfe. [77]

Es ist umstritten, ob es sich hierbei um einen Fall von Protektionismus zugunsten der heimischen Landwirtschaft handelte. [78] Ganz deutlich zeigt sich aber auf jeden Fall der Versuch, regulierend in die Wirtschaft einzugreifen und die Produktion wenn nicht festzulegen, so doch in eine bestimmte Richtung zu drängen. Wir haben es also, gemäß unserer Definition, mit einer klassischen wirtschaftspolitischen Maßnahme zu tun.

In eine ähnliche Richtung geht ein kaiserliches Reskript hinsichtlich des athenischen Fischmarkts, das vermutlich von Hadrian stammt. Um Preissteigerungen durch Zwischenhandel zu bekämpfen, wurde den Fischern aus Eleusis „Abgabefreiheit“ versprochen, wenn sie ihren Fang direkt vor Ort verkauften; „Wiederverkäufer[n]“ wurden Strafen angedroht. [79] Ebenfalls von Hadrian stammt ein Gesetz zur Verringerung der attischen Ölexporte, das wohl vor allem die Versorgung Athens garantieren sollte. [80] Zur Kontrolle seiner Einhaltung waren aufwendige Maßnahmen notwendig; so mussten Olivenbauern etwa unter Eid eine „Ernteerklärung“ abgeben. [81] Das hört sich nach strenger staatlicher Reglementierung an und lässt darauf schließen, dass auch hier wirtschaftspolitische Vorstellungen sehr wohl eine Rolle spielten.

Häufig nutzten die principes auch ihre Möglichkeiten, um der Wirtschaft gezielt Impulse zu verleihen. Das konnte geschehen, indem sie neue Handelsplätze gründeten [82] oder bestimmten Ortschaften das Marktrecht gewährten, wodurch die Verwaltung „Angebot und Nachfrage in gewisser Weise kanalisierte und regional ordnete“ [83]. Deutlich wird die wirtschaftspolitische Intention hinter der Vergabe solcher Privilegien, wenn Caius Caecilius Secundus Servilianus, Prokonsul in der Provinz Asia, ca. 209 n. Chr. verkündet:

Weil ich auf die Fortuna unserer hochheiligen Herrscher achte, die ja wollen, daß ihr ganzer Erdkreis noch weiter gefördert wird, tue ich mit diesem meinem Edikt kund, daß ich die vorhin genannten Tage zur Abhaltung von Markt und Handelstagen in Mandragoreis gewährt habe. [84]

Weitere Mittel zur systematischen Förderung bestanden in der Möglichkeit, Zollbefreiungen [85] sowie Steuererlasse [86] auszusprechen.

Wenn man bedenkt, dass all diese exemplarisch herangezogenen Maßnahmen keineswegs in Notsituationen erfolgten, und wenn man weiterhin bedenkt, dass es für direkte kaiserliche Interventionen außerhalb Roms theoretisch auch keinen Grund gab – verantwortlich waren hier die Statthalter und lokalen Autoritäten [87] – so stellt sich doch die Frage, welche Motivation dahintersteckte. Wirtschaftspolitische Überlegungen dürften dabei sicherlich eine nicht geringe Rolle gespielt haben.

Hatte sich der Staat (bis auf die oben skizzierten Ausnahmen) mit umfassenden Eingriffen in die Wirtschaft bisher noch weitgehend zurückgehalten und auf situationsgebundene Weisungen beschränkt, so änderte sich das spätestens im 3. Jahrhundert. Im Zuge der „Reichskrise“ [88], die auch in einem allgemeinen wirtschaftlichen Niedergang zum Ausdruck kam, vollzog sich der Übergang „von einer ‚liberalen‘ Wirtschaft zu einer vom Staat mit massiven Mitteln gelenkten und beeinflußten Ökonomie“ [89], die mehr geprägt war von Zwangsmaßnahmen als von fördernden Impulsen. So wurden Teile der Industrie seit Diokletian verstaatlicht. [90] In den über 30 uns bekannten propriae fabricae wurden neben Münzen nun unter anderem auch Waffen, Textilien und Ziegel hergestellt, auch für den freien Markt. Die zahlreichen Arbeiter waren organisiert wie das Militär, wurden teilweise aber zum Dienst zwangsverpflichtet und sogar in Ketten gelegt; auch Verurteilte und Christen wurden beschäftigt.

Auf allen Gebieten des Reiches wurden einschneidende Reformen durchgeführt. Die Provinz- und die Heeresverwaltung wurden erneuert, das Steuersystem ausgeweitet und das Währungssystem verändert. [91] Besonders hervor sticht aber Diokletians Versuch aus dem Jahr 301, die Inflation mit einem Höchstpreisedikt [92] zu bremsen. [93] Er ließ darin die Preisgrenzen von mehr als 1.000 Waren und Dienstleistungen gesetzlich festlegen und deren Überschreitung bei Androhung der Todesstrafe verbieten. [94] Kurzfristig war dem ehrgeizigen Projekt wohl Erfolg beschieden; auf lange Sicht war es jedoch zum Scheitern verurteilt. [95] Lactanz schreibt darüber in der einzig bekannten literarischen Erwähnung:

Damals wurde wegen wertloser Nichtigkeiten viel Blut vergossen, und dennoch kam aus Furcht nichts auf den Markt, sondern die Teuerung entbrannte noch viel schlimmer, bis das Gesetz aus schierer Not wieder aufgehoben wurde […]. [96]

Die Idee, Maximalpreise festzulegen, war beileibe keine neue. [97] Diokletians Versuch war allerdings einzigartig in seiner allumfassenden Ausprägung und (beabsichtigten) Reichweite. Man kann hier durchaus von einem eindeutig dirigistischen Eingriff in die Wirtschaft und damit von einem weiteren Indiz für eine staatliche Wirtschaftspolitik im alten Rom sprechen.

3. Fazit

Auch wenn es bei den kaiserlichen Eingriffen in die Wirtschaft häufig nicht leicht ist, zwischen wirtschaftspolitischer und rein politischer Intention zu unterscheiden, so ist es mir hoffentlich doch gelungen zu zeigen, dass der römische Staat – jedenfalls in bestimmten Situationen – versuchte, über Anreize und Vorschriften „gezielte Strukturförderung“ [98] zu betreiben. Gerade ab dem 3. Jahrhundert lässt sich ein immer konsequenterer staatlicher Zugriff auf die Wirtschaft konstatieren, eine Entwicklung, die sich in der Spätantike mit Kolonat, Kollegienzwangsmitgliedschaft und Berufswechselverboten fortsetzte. [99]

Insgesamt gesehen lässt sich so zwar keine eindeutige Grundlinie finden, die sich wie ein roter Faden durch die Politik der römischen Kaiserzeit zieht. Jeder princeps hatte schließlich andere Vorstellungen und setzte seine persönlichen Akzente. Ziehen wir noch einmal unsere anfängliche Definition von Wirtschaftspolitik als Maßstab heran, so lässt sich aber auf jeden Fall festhalten, dass zahlreiche kaiserliche Maßnahmen die Absicht hatten, „den Ablauf des Wirtschaftsgeschehens zu ordnen, zu beeinflußen oder unmittelbar festzulegen“ [100], sei es durch impulsgebende Förderung oder durch strenge Produktions- und Handelsauflagen. Wir können unsere Leitfrage also mit einem eindeutigen Ja beantworten – es gab eine staatliche Wirtschaftspolitik im kaiserzeitlichen Rom!

4. Quellen- und Literaturverzeichnis

4.1 Quellenverzeichnis

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4.2 Literaturverzeichnis

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Anmerkungen

  • [1]

     Zum Begriff der „Jahrhundert-Debatte“ vgl. Drexhage, Hans-Joachim/Konen, Heinrich/Ruffing, Kai: Die Wirtschaft des Römischen Reiches (1. – 3. Jahrhundert). Eine Einführung, Berlin 2002, S. 19.

  • [2]

     Vgl. zur Erläuterung Schneider, Helmuth: DNP Online, s.v. Sozial- und Wirtschaftsgeschichte (RWG), URL: <http://www.brillonline.nl/subscriber/entry?entry=dnp_e15300790> (27.10.2011) sowie Pleket, Henri Willy: §2 Wirtschaft, S. 36f., in: Fischer, Wolfram u.a. (Hrsg.): Handbuch der europäischen Wirtschafts- und Sozialgeschichte (Bd. 1), Stuttgart 1990, S. 25-160. Für ein aktuelles Beispiel für eine primitivistische Darstellung vgl. Dahlheim, Werner: Geschichte der Römischen Kaiserzeit (Oldenbourg Grundriss der Geschichte, Bd. 3), München ²1989, S. 212-214.

  • [3]

     Vgl. Kloft, Hans: Die Wirtschaft der griechisch-römischen Welt. Eine Einführung, Darmstadt 1992, S. 54f. sowie Fellmeth, Ulrich: Pecunia non olet. Die Wirtschaft der antiken Welt, Darmstadt 2008, S. 10-12.

  • [4]

     Vgl. Drexhage/Konen/Ruffing, Wirtschaft, S. 27 sowie Morris, Ian/Saller, Richard P./Scheidel, Walter: Introduction, S. 1, in: Dies. (Hrsg.): The Cambridge Economic History of the Greco-Roman World, Cambridge 2007, S. 1-12.

  • [5]

     Vgl. Drexhage/Konen/Ruffing, Wirtschaft, S. 27 sowie Dies.: Die Wirtschaft der römischen Kaiserzeit in der modernen Deutung: Einige Überlegungen, S. 15, in: Strobel, Karl (Hrsg.): Die Ökonomie des Imperium Romanum. Strukturen, Modelle und Wertungen im Spannungsfeld von Modernismus und Neoprimitivismus. Akten des 3. Trierer Symposiums zur Antiken Wirtschaftsgeschichte (Pharos. Studien zur griechisch-römischen Antike, Bd. 17), St. Katharinen 2002, S. 1-66.

  • [6]

     Vgl. Morris/Saller/Scheidel, Introduction, S. 1. Gerade bei den Papyri, die überwiegend aus Ägypten überliefert sind, stellt sich dabei natürlich immer die Frage, wie weit man aus ihnen Rückschlüsse für das gesamte Imperium ziehen kann. Vgl. dazu Fellmeth, Pecunia, S. 11f.

  • [7]

     Vgl. Drexhage/Konen/Ruffing, Überlegungen, S. 3.

  • [8]

     Dahlheim, Kaiserzeit, S. 213.

  • [9]

     Vgl. dazu auch Drexhage/Konen/Ruffing, Überlegungen, S. 8-10.

  • [10]

     Vgl. Kloft, Wirtschaft, S. 21.

  • [11]

     Dams, Theodor: Staatslexikon. Recht, Wirtschaft, Gesellschaft, hrsg. von der Görres-Gesellschaft. 7., völlig neu bearb. Auflage. 5. Bd. Freiburg/Basel/Wien 1989, Sp. 1050-1064, hier: Sp. 1050, s.v. Wirtschaftspolitik.

  • [12]

     Stellvertretend sei hier verwiesen auf die Forscher Drexhage/Konen/Ruffing, Pleket sowie Fellmeth.

  • [13]

     Vgl. Bücher, Karl: Die Entstehung der Volkswirtschaft. 6 Vorträge, Tübingen 1893. Vgl. dazu Schneider, Sozial- und Wirtschaftsgeschichte (DNP) sowie Schneider, Helmuth: Einleitung, S. 2, in: Ders. (Hrsg.): Sozial- und Wirtschaftsgeschichte der römischen Kaiserzeit, Darmstadt 1981, S. 1-28.

  • [14]

     Vgl. Schneider, Einleitung, S. 2.

  • [15]

     Vgl. Aristoteles: Oikonomika. Schriften zu Hauswirtschaft und Finanzwesen, übers. und erläutert von Renate Zoepffel, Darmstadt 2006, S. 360.

  • [16]

     Meyer, Eduard: Kleine Schriften zur Geschichtstheorie und zur wirtschaftlichen und politischen Geschichte des Altertums, Halle a.S. 1910, S. 116.

  • [17]

     Diese These kann mittlerweile als widerlegt gelten, da bewiesen ist, dass viele antike Städte auch für den Export produzierten. Vgl. z.B. Pleket, Wirtschaft, S. 35f.

  • [18]

     Drexhage/Konen/Ruffing, Wirtschaft, S. 19f.

  • [19]

     Vgl. Schneider, Einleitung, S. 6.

  • [20]

     Ebd., S. 9.

  • [21]

     Rostovtzeff, Michael I.: The Social and Economic History of the Roman Empire, New York 1926.

  • [22]

     Vgl. Schneider, Einleitung, S. 7-9.

  • [23]

     Rostovtzeff, History, S. 165.

  • [24]

     Ebd., S. 167.

  • [25]

     Ebd., S. 165.

  • [26]

     Vgl. auch Schneider, Sozial- und Wirtschaftsgeschichte sowie Ders., Einleitung, S. 7.

  • [27]

     Vgl. Drexhage/Konen/Ruffing, Wirtschaft, S. 20.

  • [28]

     Jones, Arnold H. M.: The Later Roman Empire 284-602. A Social Economic and Administrative Survey, Baltimore, Md. 1964.

  • [29]

     Vgl. Schneider, Einleitung, S. 10-12.

  • [30]

     Drexhage/Konen/Ruffing, Wirtschaft, S. 20.

  • [31]

     Vgl. Witschel, Christian: Neue Forschungen zur römischen Landwirtschaft, S. 113f., in: Klio 83 (2001), S. 113-133.

  • [32]

     Finley, Moses I.: The Ancient Economy, London 1973, S. 21.

  • [33]

     Vgl. Schneider, Sozial- und Wirtschaftsgeschichte sowie Ruffing, Kai: Rezension von: Chandezon, Christophe: L’élevage en Grèce (fin Ve-fin Ier s. a.C.). L’apport des sources épigraphiques, Paris 2003, in: sehepunkte 5 (2005), Nr. 4 [15.04.2005], URL: <http://www.sehepunkte.de/2005/04/6749.html> (27.10.2011).

  • [34]

     Vgl. Drexhage/Konen/Ruffing, Überlegungen, S. 3f. Ein gutes Beispiel ist das Buch „Die Wirtschaft des Römischen Reiches (1.-3. Jahrhundert)“ ebendieser Autoren.

  • [35]

     Kloft, Wirtschaft, S. 25. Vgl. ferner Drexhage/Konen/Ruffing, Wirtschaft, S. 27f.

  • [36]

     Für das Folgende vgl. ebd., S. 37-41 sowie Kaenel, Hans Markus: DNP Online, s.v. Münzprägung. I. Klassische Antike, URL: <http://www.brillonline.nl/subscriber/entry?entry=dnp_e811070> (27.10.2011).

  • [37]

     Vgl. Kaenel, Münzprägung sowie de Martino, Francesco: Wirtschaftsgeschichte des alten Rom, übers. von Brigitte Galsterer, München 1985, S. 351.

  • [38]

     Tac. ann. 6,19,1. Vgl. auch Drexhage/Konen/Ruffing, Wirtschaft, S. 222.

  • [39]

     Aus Platzgründen sei hier lediglich verwiesen auf Galsterer, Hartmut: DNP Online, s.v. Steuern. IV. Rom, URL: <http://www.brillonline.nl/subscriber/entry?entry=dnp_e1122680> (27.10.2011) sowie Onken, Björn: DNP Online, s.v. Zoll, URL: <http://www.brillonline.nl/subscriber/entry?entry=dnp_e12217780> (27.10.2011). Bei den Zöllen scheint es keine einheitliche Politik gegeben zu haben: Sie wurden mehrmals abgeschafft und wieder eingeführt. Vgl. de Martino, Wirtschaftsgeschichte, S. 373.

  • [40]

     Vgl. Drexhage/Konen/Ruffing, Wirtschaft, S. 42-44.

  • [41]

     Vgl. ebd., S. 146.

  • [42]

     Vgl. Wierschowski, Lothar: DNP Online, s.v. Heeresversorgung, URL: <http://www.brillonline.nl/subscriber/entry?entry=dnp_e504730> (27.10.2011).

  • [43]

     Vgl. Fellmeth, Pecunia, S. 152 sowie Herz, Peter: Studien zur römischen Wirtschaftsgesetzgebung. Die Lebensmittelversorgung (Historia. Zeitschrift für alte Geschichte. Einzelschriften, Heft 55), Stuttgart 1988, S. 18.

  • [44]

     Vgl. Herz, ebd.

  • [45]

     Tac. ann. 12,43,1. Vgl. auch Fellmeth, Pecunia, S. 154.

  • [46]

     Vgl. Drexhage/Konen/Ruffing, Wirtschaft, S. 211.

  • [47]

     Vgl. Kloft, Wirtschaft, S. 224. Die Menge des transportierten Getreides ist dabei durchaus umstritten: Schätzungen reichen von 150.000 bis 400.000 t Getreide pro Jahr. Vgl. Jacques, François/Scheid, John: Rom und das Reich in der Hohen Kaiserzeit 44 v. Chr. – 260 n. Chr., Bd. 1: Die Struktur des Reiches, Stuttgart/Leipzig 1998, S. 414.

  • [48]

     Vgl. Jongman, Willem/Makris, Georgios: DNP Online, s.v. Cura annonae, URL: <http://www.brillonline.nl/subscriber/entry?entry=bnp_e308380> (27.10.2011).

  • [49]

     Vgl. ebd.

  • [50]

     Vgl. Drexhage/Konen/Ruffing, Wirtschaft, S. 211.

  • [51]

     Fellmeth, Pecunia, S. 156.

  • [52]

     Vgl. Jongman/Makris, Cura annonae.

  • [53]

     Vgl. de Martino, Wirtschaftsgeschichte, S. 365 sowie Fellmeth, Pecunia, S. 155f.

  • [54]

     Vgl. Jongman/Makris, Cura annonae sowie Witschel, Landwirtschaft, S. 121f.

  • [55]

     Vgl. Pleket, Wirtschaft, S. 40 sowie de Martino, Wirtschaftsgeschichte, S. 367.

  • [56]

     Vgl. Drexhage/Konen/Ruffing, Wirtschaft, S. 37.

  • [57]

     Suet. Claud. 18,2. Vgl. auch Drexhage/Konen/Ruffing, Wirtschaft, S. 210-212.

  • [58]

     Historische Inschriften zur römischen Kaiserzeit von Augustus bis Konstantin, übers. und hrsg. von Helmut Freis (Texte zur Forschung, Bd. 49), Darmstadt 1984, Nr. 112.

  • [59]

     Vgl. Fellmeth, Pecunia, S. 156.

  • [60]

     Vgl. Panzram, Sabine: Produktion und Distribution von Nahrungsmitteln im Imperium Romanum. Der Monte Testaccio und die Forschergruppe CEIPAC. Einführung, in: sehepunkte 7 (2007), Nr. 1, URL: <http://www.sehepunkte.de/2007/01/> (27.10.2011).

  • [61]

     Vgl. Kloft, Wirtschaft, S. 73f.

  • [62]

     Vgl. etwa Finley, Economy, S. 126: „[…] Roman roads, built for military and political, not commercial reasons […]“.

  • [63]

     Vgl. Drexhage/Konen/Ruffing, Wirtschaft, S. 28.

  • [64]

     Vgl. ebd., S. 22.

  • [65]

     Vgl. Alonso-Núñez, José Miguel: DNP Online, s.v. Wirtschaft. V. Klassische Antike, URL: <http://www.brillonline.nl/subscriber/entry?entry=dnp_e12211230> (27.10.2011) sowie Drexhage/ Konen/Ruffing, Wirtschaft, S. 138.

  • [66]

     Vgl. auch Drexhage/Konen/Ruffing, Überlegungen, S. 17. Jedenfalls teilweise wurden Straßen auch aus rein wirtschaftspolitischen Gründen gebaut; so etwa die via Hadriana, die zwei ägyptische Städte miteinander verbinden sollte. Vgl. ebd., S. 19.

  • [67]

     Vgl. Drexhage/Konen/Ruffing, Wirtschaft, S. 142.

  • [68]

     Tac. ann. 13,53,2. Vgl. auch Drexhage/Konen/Ruffing, Wirtschaft, S. 265f. Auch Plinius plante in seiner Zeit als Statthalter den Bau eines Kanals aus wirtschaftspolitischen Gründen. Vgl. Plin. ep. 10,41. Vgl. auch Drexhage/Konen/Ruffing, Wirtschaft, S. 142. Ein weiteres Beispiel findet sich bei Drexhage/Konen/Ruffing, Überlegungen, S. 19.

  • [69]

     Vgl. de Martino, Wirtschaftsgeschichte, S. 371 und 373.

  • [70]

     Vgl. Fellmeth, Pecunia, S. 156.

  • [71]

     Vgl. ebd., S. 99f.

  • [72]

     Vgl. Drexhage, Hans-Joachim: DNP 5 (1998), Sp. 116-122, hier: Sp. 117, s.v. Handel. V. Rom.

  • [73]

     Vgl. RIC II, Hadrian, 590-593: „RELIQVA VETERA HS. NOVIES MILL. ABOLITA.S.C.“ Vgl. auch Drexhage/Konen/Ruffing, Wirtschaft, S. 57.

  • [74]

     Tac. ann. 6,17,3. Vgl. auch Drexhage/Konen/Ruffing, Wirtschaft, S. 56.

  • [75]

     Vgl. Habermann, Wolfgang: Aspekte des Bewässerungswesens im kaiserzeitlichen Ägypten I: Die „Erklärungen für nicht überflutetes Land“ (Abrochia-Deklarationen), S. 218-222, in: Ruffing, Kai/Tenger, Bernhard (Hrsg.): Miscellanea oeconomica. Studien zur antiken Wirtschaftsgeschichte. Harald Winkler zum 65. Geburtstag (Pharos. Studien zur griechisch-römischen Antike, Bd. 9). St. Katharinen 1997, S. 213-283.

  • [76]

     Cass. Dio 58,26,5. Vgl. auch Drexhage/Konen/Ruffing, Wirtschaft, S. 56.

  • [77]

     Suet. Dom. 7,2. Vgl. auch Kloft, Wirtschaft, S. 24.

  • [78]

     Vgl. Jacques/Scheid, Rom, S. 415.

  • [79]

     Vgl. Freis, Inschriften, Nr. 89. Vgl. auch Fellmeth, Pecunia, S. 154 sowie Drexhage/Konen/ Ruffing, Wirtschaft, S. 29.

  • [80]

     Vgl. Jacques/Scheid, Rom, S. 414. An anderer Stelle wird auch eine protektionistische Absicht zugunsten der italienischen Märkte vermutet; vgl. Drexhage/Konen/Ruffing, Wirtschaft, S. 29.

  • [81]

     Vgl. Freis, Inschriften, Nr. 85.

  • [82]

     Vgl. ebd., Nr. 125. Vgl. auch Drexhage/Konen/Ruffing, Wirtschaft, S. 29.

  • [83]

     Kloft, Wirtschaft, S. 220.

  • [84]

     Freis, Inschriften, Nr. 128. Ein weiteres Beispiel findet sich ebd., Nr. 97.

  • [85]

     Vgl. Drexhage/Konen/Ruffing, Wirtschaft, S. 146f. sowie Freis, Inschriften, Nr. 74.

  • [86]

     Vgl. Freis, Inschriften, Nr. 134.

  • [87]

     Vgl. Drexhage/Konen/Ruffing, Wirtschaft, S. 33.

  • [88]

     Ein knapper Überblick über ihre Symptome findet sich bei Fellmeth, Pecunia, S. 169.

  • [89]

     Herz, Wirtschaftsgesetzgebung, S. 20.

  • [90]

     Für das Folgende vgl. Fellmeth, Pecunia, S. 172, Kloft, Wirtschaft, S. 216 sowie de Martino, Wirtschaftsgeschichte, S. 347-349.

  • [91]

     Vgl. Kuhoff, Wolfgang: Aktuelle Perspektiven der Diokletian-Forschung, S. 21-23, in: Demandt, Alexander/Goltz, Andreas/Schlange-Schöningen, Heinrich (Hrsg.): Diokletian und die Tetrarchie. Aspekte einer Zeitenwende (Millennium-Studien zu Kultur und Geschichte des ersten Jahrhunderts n. Chr., Bd. 1), Berlin/New York 2004, S. 10-26. Für die Münzreform vgl. auch Freis, Inschriften, Nr. 150.

  • [92]

     Vgl. Lauffer, Siegfried: Diokletians Preisedikt, Berlin 1971 sowie Freis, Inschriften, Nr. 151.

  • [93]

     Der genaue Grund für den Erlass des Edikts ist umstritten. Vgl. Brandt, Hartwin: Erneute Überlegungen zum Preisedikt Diokletians, in: Demandt/Goltz/Schlange-Schöningen, Diokletian, S. 47-55.

  • [94]

     Vgl. Noethlichs, Karl Leo: DNP Online, s.v. Edictum. [3] E. Diocletiani, URL: <http://www.brillonline.nl/subscriber/entry?entry=dnp_e326230> (27.10.2011).

  • [95]

     Vgl. Fellmeth, Pecunia, S. 171.

  • [96]

     Lact. mort. pers. 7,7. Vgl. auch Kloft, Wirtschaft, S. 24f.

  • [97]

     Gerade bei Getreide war schon vor Diokletian des Öfteren zu dieser Maßnahme gegriffen worden; vgl. Fellmeth, Pecunia, S. 153f., Drexhage/Konen/Ruffing, Wirtschaft, S. 219f. sowie Noethlichs, Edictum.

  • [98]

     Drexhage/Konen/Ruffing, Wirtschaft, S. 28.

  • [99]

     Vgl. ebd., S. 195 sowie Burford-Cooper, Alison: DNP 5 (1998), Sp. 138-147, hier: S. 140, s.v. Handwerk, V. Klassische Antike, übers. von A. Beuchel. Vgl. auch Cod. Theod. 14,3.

  • [100]

     Dams, Wirtschaftspolitik, Sp. 1050.

Empfohlene Zitierweise

Kuber, Johannes: Staatliche Wirtschaftspolitik im alten Rom? Untersuchung einer „Jahrhundert-Debatte“. aventinus antiqua Nr. 17 [27.10.2011], in: aventinus, URL: http://www.aventinus-online.de/no_cache/persistent/artikel/9118/

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Erstellt: 26.10.2011

Zuletzt geändert: 01.11.2011

ISSN 2194-1947