Nachkriegszeit und Kalter Krieg (1945-1989)

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aventinus nova Nr. 38 [18.04.2012] / PerspektivRäume Jg. 2 (2011), H.1, S. 71-80 

 

Christian Hellwig / Matthias Mahlke / Ines Meyerhoff 

„Grenzerfahrungen“ 

Ein Projekt zur innerdeutschen Grenze
in Niedersachsen


Am 5. März 1983 starb der Fußballprofi Lutz Eigendorf in der Nähe von Braunschweig an den Folgen eines Autounfalls. Die genaue Unfallursache ist bis heute nicht eindeutig geklärt. Mittlerweile einsehbare Akten des Ministeriums für Staatssicherheit (MfS) legen den Verdacht nahe, dass Eigendorf Opfer eines gezielten Mordanschlags der Stasi wurde. Der Fußballprofi rückte in das Visier der im Auftrag der SED-Diktatur operierenden Spitzel, weil er von seinem Menschenrecht der Freizügigkeit Gebrauch gemacht hatte. 1979 flüchtete er nach einem Freundschaftsspiel zwischen seinem Verein BFC Dynamo Berlin und dem 1. FC Kaiserslautern in den Westen. Damit entzog sich Eigendorf nicht nur der DDR, die ihren Bürgern seit der Abriegelung der Grenze zwischen den beiden deutschen Staaten die Freizügigkeit versagte, sondern fügte dem selbsternannten „Arbeiter-und-Bauern-Staat“ einen empfindlichen Prestigeverlust bei. Mit der Flucht Eigendorfs kehrte einer der berühmtesten Fußballer des Landes der DDR den Rücken.

Eigendorf, der sich in der Folge nicht mit kritischen Bemerkungen über die DDR und ihre Überwachungsmethoden zurückhielt, rückte allein schon auf Grund seiner Prominenz in den Fokus der Staatssicherheit. Der Fußballer stand seit seiner Flucht unter ständiger Beobachtung des MfS. Das Netz aus Überwachung, Verfolgung und Repression um ihn wurde immer enger. In Eigendorfs Akte, die in der Birthler-Behörde einsehbar ist, findet sich schließlich die Formulierung: „Tod dem Verräter.“ [1] Am 5. März 1983, auf der Heimfahrt nach einem Punktspiel gegen Borussia Dortmund, ereignete sich der Unfall des mittlerweile für Eintracht Braunschweig spielenden Eigendorfs, der ihm das Leben kostete. Man geht heute davon aus, dass Eigendorf aus einem an der Straße parkenden Auto heraus geblendet wurde und in der Folge die Kontrolle über sein Auto verlor. [2]

Dem Schicksal des Fußballprofis Lutz Eigendorf ist eine von insgesamt 26 Stationen gewidmet, die ab dem 26. April 2011 im Rahmen der Ausstellung „Grenzerfahrungen“ im Historischen Museum Hannover Geschichten über die Grenze präsentieren. Gefördert von der VolkswagenStiftung, der Stiftung Niedersachsen sowie der Stiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur, ist die Ausstellung das Ergebnis jahrelanger studentischer Arbeit im Rahmen eines Kooperationsprojekts zwischen dem Historischen Seminar der Leibniz Universität Hannover, dem Historischen Museum Hannover sowie der Gedenkstätte Deutsche Teilung Marienborn. Bereits seit 2008 arbeitet eine studentische Projektgruppe unter der Leitung von apl. Prof. Dr. Detlef Schmiechen-Ackermann und Dr. Thomas Schwark zur Geschichte der innerdeutschen Grenze in Niedersachsen.

Dem Ausstellungsvorhaben liegen umfangreiche Forschungsarbeiten zu Grunde, die im Rahmen des Forschungsprojektes „Die innerdeutsche Grenze als Realität, Narrativ und Element der Erinnerungskultur“ geleistet werden. Das Forschungsprojekt gliedert sich in drei Teilunternehmungen: Zum einen wird die Darstellung der innerdeutschen Grenze im Medium Foto, zum anderen im Dokumentar- und Spielfilm untersucht. Ein zentrales Forschungsinteresse des Teilprojektes zur fotografierten deutsch-deutschen Grenze stellt der Gegensatz von west- und ostdeutschen Grenzfotografien dar, um die visuellen Strategien der Legitimation bzw. Delegitimation der Grenze zu untersuchen. Weiterhin soll nach der Dialektik verschiedener Akteursgruppen innerhalb der west- und ostdeutschen Fotopraxis geforscht werden: Das Wechselverhältnis der offiziellen Bilddiskurse von Regierung und Presse soll mit privaten Fotografien von Grenzlandbewohnern, Grenztouristen sowie Fotografien von Bundesgrenzschutz, Zoll und den Grenztruppen der DDR untersucht werden. 

Im zunehmend medial vermittelten Alltag der Gesellschaft spielen nicht nur Fotografien, sondern in immer stärkerem Maß auch bewegte Bilder eine Rolle, wenn es um die Verankerung von Geschichtsbildern in der Gesellschaft geht. Dass die in Spielfilmen (aber eben auch Dokumentarfilmen) vorgenommene Interpretation historischer Ereignisse nicht unbedingt deckungsgleich mit den Ergebnissen historischer Forschung sein muss, ist unbestritten. Diese Feststellung entbindet die Geschichtswissenschaft jedoch keineswegs von der Aufgabe, sich mit diesen fiktionalisierten Geschichtsträgern zu beschäftigen, da Filme nicht nur en passant Geschichtsbilder verbreiten, sondern auch ganz konkret Geschichtspolitik betreiben können. In den Worten Siegfried Kracauers: Filme sind stets Spiegel einer bestehenden Gesellschaft, in denen sich psychologische Dispositionen kollektiver und individueller Mentalitäten abbilden. [3] Wird der Film also nicht länger als authentisches Abbild der Wirklichkeit interpretiert, taucht an diese Stelle zurecht die Frage nach der in den Filmen konstruierten Wirklichkeit auf. In den letzten Jahren ist vor allem die Berliner Mauer, als besonders markanter Bestandteil der Grenzanlagen zwischen West und Ost, in den Fokus zahlreicher Spielfilme gerückt, die die Deutsche Teilung und die Grenze zum Bestandteil ihres Narrativs gemacht haben. Die Frage, wie die Staatsgrenze zwischen den beiden deutschen Staaten während und nach der Teilung in Filmen imaginiert und interpretiert wurde, wird neben der Frage, wie Spielfilme sich in den musealen Ausstellungskontext einpassen lassen, integraler Bestandteil dieses Forschungsteilbereichs sein.

Die Eröffnung der Ausstellung fällt in das Jahr, in dem sich der Bau der Berliner Mauer zum fünfzigsten Mal jährt. Ein Jubiläum, das die Hauptstadt erneut in das Zentrum des öffentlichen Gedenkens rücken wird. Die Berliner Mauer war jedoch nur ein Bestandteil der Grenze, die West- und Ostdeutschland voneinander teilte. So ist es nur konsequent, dass sich die Ausstellung „Grenzerfahrungen“ von der auf Berlin fokussierten Perspektive abhebt und mit ihrer regionalgeschichtlichen Orientierung die Bedeutung von Grenze und Teilung für das Land Niedersachsen in den Vordergrund rückt. Ziel und Anliegen der Ausstellung ist es, die Sichtweise verschiedener Generationen, die Perspektiven West- und Ostdeutscher, die Wahrnehmungsmuster von handelnden Akteuren, mittelbar Betroffenen und Opfern auf die innerdeutsche Grenze darzustellen und damit zu Dialog und Diskussion anzuregen. Reflektiert wird dies in einem größeren Kontext des gesellschaftlichen Umgangs mit der deutsch-deutschen Grenze im Speziellen sowie Grenzen im weltweiten Kontext im allgemeinen. Die besondere Perspektive zeigt sich nicht nur in der thematischen Umsetzung der Ausstellung, sondern auch ganz konkret in der Zusammensetzung der Projektgruppe: Da der Großteil der die Ausstellung umsetzenden Studierenden zwischen zwanzig und dreißig Jahren alt ist und Grenze und Zweistaatlichkeit nicht oder nur im Kindesalter miterlebt hat, wird die Ausstellung entscheidend von dieser generationellen Perspektive geprägt sein.

Letztlich steht weniger die Abbildung und Wiedergabe von Politikgeschichte im Zentrum der Ausstellung, sondern vielmehr die Thematisierung der Auswirkungen einer künstlich gezogenen Grenze auf die Lebenserfahrungen einer Gesellschaft, die mit dieser Grenze konfrontiert ist. Der Soziologie Georg Simmel hat diesen Sachverhalt treffend auf den Punkt gebracht, in dem er schrieb: „Die Grenze ist nicht eine räumliche Tatsache mit soziologischen Wirkungen, sondern eine soziologische Tatsache, die sich räumlich formt.“ [4] Dabei war die Staatsgrenze, die die beiden deutschen Staaten seit deren Gründung 1949 trennte und die seit 1952 sukzessive ausgebaut und befestigt wurde, nicht nur ein Bauwerk, sondern auch ein Symbol, das diesseits wie jenseits der Grenze unmittelbar in den Alltag, vor allem der in unmittelbarer Grenznähe lebenden Menschen, eingriff und natürlich auch politisch instrumentalisiert wurde.

So geht es beispielsweise in der Station Offleben um das Kuratorium „Unteilbares Deutschland“, das sich seit seiner Gründung im Jahre 1954 dafür einsetzte, die Wiedervereinigung Deutschlands herbeizuführen. Zu diesem Zweck organisierte das Kuratorium nicht nur großangelegte, publikumswirksame und überregionale Veranstaltungen wie zum Beispiel die Sammelaktion „Macht das Tor auf“, sondern war mit seinen zahlreichen Ortskuratorien auch regional in der Gesellschaft vertreten. In der Ausstellung wird es um das Ortskuratorium Offleben gehen, das – in unmittelbarer Nähe zur Grenze gelegen – eine besonders aktive Vertretung der Organisation war. Zwischen 1965 und 1989 organisierte man in Offleben in jedem Jahr einen Weihnachtsbasar, dessen Erlös dazu genutzt wurde, um die Deutschen ostseits der Grenze mit selbst gepackten Weihnachtspaketen zu beschenken. Dabei waren solche Aktionen nicht nur soziale Tat, sondern im Angesicht von Grenzbefestigungen, Selbstschussanlagen und Stacheldraht auch gleichzeitig politische Aktion, um das System der DDR publikumswirksam anzuprangern. [5]

Der propagandistische Kampf um die Grenze wurde von beiden Seiten aktiv geführt. Teilweise nahm dies geradezu groteske Züge an, wie zum Beispiel an Heiligabend 1986. Im Rahmen der Aktion „Gemeinsames Weihnachten“ organisierte das Ortskuratorium 150 Sängerinnen und Sänger sowie eine Blaskapelle aus der Region, um direkt an der Grenze Weihnachtslieder zu singen. Die Reaktion der Grenztruppen: Mit Schlagern und Marschmusik aus Lautsprecherwagen sollte das festliche Singen aus dem Westen übertönt werden. [6] Was sich aus heutiger Sicht geradezu anekdotenhaft anhört, war zur Zeit der deutschen Teilung tagespolitischer Ernst, bei dem es allzu oft um Leib und Leben ging. [7]

Die in diesem Beitrag vorgestellten Stationen Braunschweig (Lutz Eigendorf) und Offleben (Das Kuratorium Unteilbares Deutschland) stehen stellvertretend für die insgesamt 26 Stationen der Ausstellung, die Ortschaften im Westen wie im Osten der niedersächsischen innerdeutschen Grenze zugeordnet sind. Die innerdeutsche Grenze Niedersachsens wird von Süden nach Norden abgeschritten. Beginnend mit der Station Friedland und der Darstellung des ehemaligen Grenzdurchgangslagers stellt die Ausstellung unter anderem den Harz, die Orte Helmstedt und Marienborn, das Wendland und die Region um die Dömitzer Brücke dar. Der Ausstellung vorgelagert ist ein Zeitstrahl, der den Besucher zur ersten Orientierung dienen soll und sich in erster Linie auf die Darstellung historischer Schlaglichter fokussiert. Neben dieser regionalen Zuordnung zu Orten entlang der ehemaligen innerdeutschen Grenze werden die erzählten Episoden der Ausstellung zugleich in systematische Kategorien gefasst. Sie sind mit den Begriffen Politik, Alltag, Durchlässigkeit und Repression definiert.

Das menschenverachtende Vorgehen der SED-Diktatur, das die Machthaber bei der mit Waffengewalt durchgesetzten Einmauerung der eigenen Bevölkerung an den Tag legten, ist somit integraler Bestandteil der Ausstellung. Emotional erfahrbar wird die Ausnahmesituation der innerdeutschen Grenze, die alsbald zum Alltag wurde, unter anderem im eigens für die Ausstellung erstellten Film „Grenzimpressionen“, der zur affektiven Beschäftigung mit der Grenze einlädt. Durch den Zusammenschnitt bekannter, aber auch weniger bekannter historischer Filmsequenzen, die mit einer oftmals die Bilder kontrastierenden Musik unterlegt sind, sehen sich die Besucherinnen und Besucher der Ausstellung mit einem Aspekt der Ausstellung konfrontiert, der nicht erklären will, sondern die eigene Interpretation des Gesehenen dezidiert einfordert. Das Vorhaben, Film- und Bildquellen in der Ausstellung eine zentrale Stellung einzuräumen, zeigt sich nicht nur in der aktiv mit den Mitteln des Mediums spielenden „Medienbox“. Auch bei den anderen Stationen spielen Film und Fotografien immer wieder eine wichtige Rolle.  

Mit dem Fall des Eisernen Vorhangs 1989 endete zwar die geographische Aufteilung Europas in West und Ost. Damit ist die DDR als solche de facto Vergangenheit. Dennoch ist sie, wie Martin Sabrow festhielt, gegenwärtiger denn je. Neben der Erinnerung an die DDR, die sich in den Familien, in den Schulen und in den Medien der heutigen Bundesrepublik widerspiegelt, wirkt nicht weniger die materielle Hinterlassenschaft des zweiten deutschen Staates in die Gegenwart fort. [8] Viel einflussreicher als die materiellen Überreste, die das Bild der DDR bis in die Gegenwart hinein prägen, sind die Vorstellungen, die sie im Rückblick zu erzeugen vermag. Besonders im Jubiläumsjahr 2011 steht eine Fülle von Gedenkveranstaltungen, von wiederkehrenden Ikonen der visuellen wie auditiven Erinnerung an die DDR im Fokus der Öffentlichkeit. Im kollektiven Gedächtnis verhaftet sind etwa die Flucht des NVA-Soldaten Conrad Schumann oder die Bilder von Menschen, die aus Fenstern entlang der Bernauer Straße sprangen, um das letzte ihnen noch verbliebene Schlupfloch gen Westen noch zu nutzen.

Häufig übersehen wird hingegen, dass sich bereits unmittelbar nach dem Ende des zweiten deutschen Staates entlang der ehemaligen Grenzanlagen eine vielfältige „Erinnerungslandschaft deutsch-deutsche Grenze“ [9] etabliert hat. Sie enthält materiell fassbare, zumindest sichtbare Spuren, in denen sich die territoriale Neuordnung Deutschlands durch die Alliierten, die Frontstellung des Kalten Krieges, die Bemühungen der Entspannungspolitik, das Eintreten für die Menschenrechte, die Grenzöffnung und schließlich die Tendenzen einer gesamtdeutschen Erinnerungskultur widerspiegeln. Die hier nur skizzenhaft umrissene Erinnerungslandschaft deutsch-deutsche Grenze wird im Ausstellungsbereich „Grenze heute“ ausführlich thematisiert. Dieser Bereich legt seinen Fokus auf die Präsentationen der vielfältigen Formen von Erinnerung an die deutsch-deutsche Grenze.

Die insgesamt knapp 1400 Kilometer lange ehemalige Grenzlinie zwischen der BRD und der DDR manifestierte sich nicht nur als eine räumliche Trennungslinie, die bis dahin gepflegte Familien- und Freundesbeziehungen unterband. Der Bau der Grenzanlagen hatte auf der gesamten Länge durch Europa paradoxerweise auch positive Auswirkungen auf Flora und Fauna in unmittelbarer Nähe von Stacheldraht und Schutzstreifen. Der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) betreut heute das so genannte „Grüne Band“, dessen Kerngebiet sich auf den Bereich zwischen Kolonnenweg und der früheren deutsch-deutschen Staatsgrenze, also auf eine Breite von 50 bis 200 Meter, erstreckt und koordiniert zudem die Schaffung eines „Grünen Bandes Europa“. Im Innenhof des Museums wird auf die Aktivitäten des Grünen Bandes und der Heinz-Sielmann-Stiftung hingewiesen, die sich besonders im Raum Eichsfeld für die Erhaltung von Flora und Fauna entlang der ehemaligen Grenzanlagen einsetzen

Ergänzt wird die Ausstellung durch ein abwechslungsreiches Begleitprogramm, das im wöchentlichen Rhythmus ab dem 3. Mai 2011 immer am Dienstag Abend im Historischen Museum Hannover veranstaltet wird. Auch hier spiegelt sich die thematische Verdichtung hinsichtlich Film und Fotografie wider. Neben klassischen Vorträgen und Podiumsdiskussionen zu den Themen „Die innerdeutsche Grenze als Touristenattraktion“, die Popbewegung in der DDR oder „Sport als Phänomen der Grenzüberwindung“, zu der der Zweitplatzierte der Turn-WM 1974, DDR-Sportler Wolfgang Thüne, zugesagt hat, werden an zwei Abenden Filme präsentiert. Der Film „Grenze – Lebensabschnitt Todesstreifen“ von Holger Jancke skizziert das Innenleben der DDR-Grenztruppen. Es ist die Geschichte von vier Männern, die in ihrer Jugend Frontdienst entlang der innerdeutschen Grenze leisteten. Jancke war der fünfte Mann in dieser Abteilung. Im Anschluss wird er zu einem Regisseurgespräch zur Verfügung stehen. Der zweite Film, „Mit dem Gesicht zur Wand“, von Stefan Weinert dokumentiert anhand fünf exemplarischer Beispiele das Schicksal der mehr als 250.000 Personen, die in der DDR etwa wegen Republikflucht oder anderer „staatsfeindlicher“ Delikte inhaftiert wurden. Auch Weinert wird sich im Anschluss an den Film den Fragen des Publikums stellen. 

Mit dem Ausstellungsprojekt „Grenzerfahrungen“ ist nicht nur eine Ausstellung zur innerdeutschen Grenze in Niedersachsen entstanden, sondern es haben sich nicht zuletzt Chancen und Qualifikationen für die beteiligten Studentinnen und Studenten ergeben. Wurde das Projekt zu Beginn noch in Seminarform durchgeführt und dementsprechend als Lehrveranstaltung angeboten, bildete sich daraus rasch eine feste Projektgruppe, die mit viel Einsatz seminarunabhängig an der Umsetzung dieser Ausstellung gearbeitet hat. Die Kooperation zwischen dem Historischem Seminar und dem Historischen Museum hat es den beteiligten Studierenden ermöglicht, die theoretische Ausbildung an der Universität zum Historiker um einen wesentlichen Bestandteil, nämlich die ganz konkrete und praktische historische Arbeit zu erweitern. Dass ein derartiges, aus Drittmitteln finanziertes, Projekt(seminar) nicht in jedem Jahr angeboten werden kann, ist selbstverständlich. Nichtsdestotrotz sollte namentlich in den Geisteswissenschaften darauf geachtet werden, dass der praktische Anteil der Ausbildung nicht zu kurz kommt. Ein mehrsemestriges Projektangebot, dass nachhaltiges Arbeiten und Lernen ermöglicht, ist der erste Schritt in die richtige Richtung.

Anmerkungen

  • [1]

    Zitiert nach Ingolf Pleil: Mielke, Macht und Meisterschaft. Die „Bearbeitung“ der Sportgemeinschaft Dresden durch das MfS 1978-1989. Berlin 2001, S. 125ff. 

  • [2]

    Vgl. dazu auch den Beitrag von Christian Hellwig und Matthias Mahlke: Tod dem Verräter – Der Fall Lutz Eigendorf. In: Thomas Schwark, Detlef Schmiechen-Ackermann, Carl-Hans Hauptmeyer (Hrsg.): Grenzziehungen – Grenzerfahrungen – Grenzüberschreitungen. Die innerdeutsche Grenze 1945-1990. Darmstadt 2011, S. 171-174. 

  • [3]

    Vgl. Siegfried Kracauer: Das Ornament der Masse. Frankfurt am Main 1963, S. 279 und Siegfrid Kracauer: Von Caligari zu Hitler. Eine psychologische Studie des deutschen Films. Frankfurt am Main 1979, S. 12.  

  • [4]

    Georg Simmel: Aufsätze und Abhandlungen 1901-1908 Bd. 1, hrsg. v. Ottheim Rammstedt. Frankfurt am Main 1995, S. 141. 

  • [5]

    Vgl. dazu auch den Beitrag von Christian Hellwig: „Wir gehören zusammen“ – Das Kuratorium Unteilbares Deutschland. In: Thomas Schwark, Detlef Schmiechen-Ackermann, Carl-Hans Hauptmeyer (Hrsg.): Grenzziehungen – Grenzerfahrungen – Grenzüberschreitungen. Die innerdeutsche Grenze 1945-1990. Darmstadt 2011, S. 161-163. 

  • [6]

    Rolf Owczarski: Und hellen Augenglanz las ich von ihrem Gesicht. Weihnachtsbasar des Kuratoriums Unteilbares Deutschland im Landkreis Helmstedt 1965-1989. Helmstedt 2000, S. 31. 

  • [7]

    Vgl. Hellwig, Kuratorium [s. Anmerkung 5], S. 161-163. 

  • [8]

    Martin Sabrow: Die DDR erinnern. In: Ders. (Hrsg.): Erinnerungsorte der DDR. München 2009, S.11-27, hier: S. 11f. 

  • [9]

    Maren Ullrich: Geteilte Ansichten. Erinnerungslandschaft Deutsch-Deutsche Grenze. Berlin 2006.

Empfohlene Zitierweise

Hellwig, Christian/Meyerhoff, Ines/Mahlke, Matthias: „Grenzerfahrungen“. Ein Projekt zur innerdeutschen Grenze in Niedersachsen. aventinus nova Nr. 38 [20.04.2012] / PerspektivRäume Jg. 2 (2011), H.1, S. 71-80, in: aventinus, URL: http://www.aventinus-online.de/no_cache/persistent/artikel/9385/

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Erstellt: 18.04.2012

Zuletzt geändert: 18.04.2012

ISSN 2194-1963

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