Altertum

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aventinus recensio Nr. 35 [31.01.2013]

Florian Haymann

William E. Metcalf (Hrsg.): The Oxford Handbook of Greek and Roman Coinage, Oxford University Press 2012. Ca. 125 €. ISBN 978-0-19-530574-6.

 

Mit diesem Handbuch legt der routinierte amerikanische Numismatiker William Metcalf ein wichtiges Werk vor, das seit langer Zeit als Desiderat gilt. Zwar kann und will es nicht die klassischen Einführungen in die Numismatik ersetzen, wie sie von Robert Göbl und Maria R.-Alföldi geschrieben wurden (beide von 1978). Doch in der Menge des behandelten Stoffs geht Metcalfs Handbuch weit darüber hinaus. Nominell ist Metcalfs Anteil an dem Buch gering, steuert er doch mit der Einführung gerade einmal 8 Seiten zum mit 688 Seiten beachtlichen Umfang bei. Ihm aber gebührt das Verdienst, die jeweils auf ihrem Gebiet führenden Numismatiker dazu angeregt zu haben, ihre Kenntnisse zu den jeweiligen Spezialgebieten komprimiert zusammenzutragen. Das Buch setzt sich somit aus 35 Aufsätzen von fast ebenso vielen Autoren zusammen. Diese sind in drei Rubriken gegliedert: „Archaische und klassische Münzen“, „Münzen der hellenistischen Welt“ und „Römische Münzen“. Randgebiete der griechisch-römischen Welt, wie etwa Baktrien und das sassanidische Reich, erfahren keine Behandlung. Auch die keltische Münzkunde wird allenfalls gestreift, etwa im Beitrag von P. P. Ripollès, The ancient coinages of the Iberian peninsula, S. 356-374.

Ungewöhnlich erscheint es, dass der erste Fachbeitrag sich mit der naturwissenschaftlichen Seite der Numismatik beschäftigt. Der renommierte Archäometrologe Matthew Ponting stellt darin auf anschauliche Weise dar, zu welchen Erkenntnissen Metallanalysen heute führen können und skizziert den Weg, den sein Fach bis dahin zurücklegte. Leider handelt es sich hierbei um den einzigen methodologischen Beitrag in diesem Handbuch. Gerne hätte man zu weiteren grundlegenden numismatischen Methoden wie der Bildanalyse, Statistik, Stempelstudie und Fundauswertung mehr erfahren. Den aktuellen Stand hierzu muss sich der Einsteiger also nach wie vor mühevoll aus Spezialpublikationen zusammenklauben, denn auch die vom Herausgeber verfasste „Introduction“ (S. 3-11) liefert dazu nur eine sehr selektive Kurzbibliographie.

Die einzelnen Unterkapitel sind – wie nicht anders zu erwarten – von unterschiedlicher Qualität. Anders, als es vielleicht zu erwarten wäre, hat Metcalf seinen Autoren einen relativ großen, inhaltlich-strukturellen Gestaltungsspielraum eingeräumt. So kommt es, dass nicht alle Kapitel das halten, was ihr Titel verspricht. So behandelt beispielsweise Arthur Houghton („The Seleucids“, S. 235-251) nicht den gesamten Zeitraum der seleukidischen Münzprägung (für die er der zweifellos führende Experte ist), sondern lässt die grundlegenden Münzen der frühen Seleukiden außer Acht. Dies erschwert den Zugang zu diesem Thema, schließlich basiert auch die Ikonographie der späteren Münzprägung auf ihnen. Zudem räumt Houghton der Aufzählung der Dinge, die wir nicht wissen, zu großen Raum ein: Sichere Erkenntnisse scheint es kaum zu geben und dezidierte Stellungnahmen bleiben aus. Dies sei nur als eines der wenigen Beispiele genannt, bei denen Verbesserungsbedarf besteht. Letztlich gilt für alle Beiträge, dass sie einen profunden Einblick in das jeweilige Teilgebiet geben und sich auf dem aktuellen Stand der Forschung bewegen, wenn auch einige wenige bibliographische Verzeichnisse gelegentlich einen Titel vermissen lassen.

Mithilfe des Registers lässt sich das Buch gut „von hinten“ erschließen. Hilfreich für absolute Neulinge ist auch das (recht knappe) Register. Die Bildqualität ist gelegentlich unzureichend (besonders in Kapitel 13,14), was z. T. dem dünnen Papier geschuldet zu sein scheint. Angesichts des hohen Preises dieses Werkes und seiner hohen inhaltlichen Qualität ist es geradezu verwerflich, dass kein Kunstdruckpapier gewählt wurde.

Empfohlene Zitierweise

Haymann, Florian: Rezension William E. Metcalf (Hrsg.): The Oxford Handbook of Greek and Roman Coinage, Oxford University Press 2012. Ca. 125 €. ISBN 978-0-19-530574-6.. aventinus recensio Nr. 35 [31.01.2013], in: aventinus, URL: https://www.aventinus-online.de/no_cache/persistent/artikel/9768/

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Erstellt: 01.02.2013

Zuletzt geändert: 01.02.2013

ISSN 2194-2137

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